Nun bin ich also unterwegs. Werde von meinem Taxi nach Liebethal gebracht und fühle mich seltsam ausgesetzt. Warum hab ich nochmal entschieden, allein zu wandern? Ich wandere ja gern. Aber nur selten allein.
Ganz ruhig.
Das ist keine Wildnis, der Weg ist gut ausgeschildert (hoffentlich) und mein Gepäck auch nicht so schwer wie bei Trekkingtouren in Nordschweden. Wobei … mit dem entspannten Hintergedanken „Dieses Mal hab ich ja keinen schweren Rucksack“ habe ich nicht ganz so genau darauf geachtet, möglichst leichtgewichtig zu packen. Und so bin ich erstaunt, dass mein (nigelnagelneuer!) Rucksack mehr Kilo auf die Waage bringt als erwartet.
Egal.
Ist ein gutes Training.
Ich schlendere los.
Habe mir vorgenommen, jeden einzelnen Wegweiser des Malerweges zu fotografieren und live online zu stellen. Ist das nicht eine vollkommen sinnlose Idee? Ich mag sie. Und stelle fest, dass ich die Netzabdeckung etwas überschätzt habe. Also Fotos – aber nicht online. Auch nicht schlimm.
Ich folge dem Liebethaler Grund bis zu einem Denkmal von Richard Wagner. Der Spieltrieb wird geweckt: Ich darf auf meinen Knopf drücken und die Prelude von Lohengrin erklingt. Beinahe ein wenig unheimlich, wie dieses riesige Denkmal auf mich herabschaut und die Noten durch die Luft schwirren. Unheimlich und schön.
Ich passiere die Lochmühle, die durch ehrlich maroden Charme besticht. Früher war sie Inspiration für Künstler, und auch heute hätten sicher einige Fotokünstler ihren Spaß daran.
Hinter der Daubemühle geht es doch tatsächlich durch einen Ort. Auf Asphalt. Zum Glück nicht allzu lang, dann biege ich nämlich nach links ab und flaniere auf Naturstein- und Feldwegen über Wiesen und durch Wälder. Mag ich.
Der Mühlsdorfer Koordinatenstein gibt mir die Möglichkeit, meine sauteure GPS-Uhr abzugleichen – sie liegt 35 Höhenmeter daneben. Nun gut. Ich werde mir trotzdem weiter einreden, dass sie die beste Uhr der Welt ist.
Kurz darauf wird es rutschig im Wald. Und steil! Bergab! Ich bin doch noch gar nicht mit dem neuen Rucksack warm geworden. Stöcke hab ich auch nicht dabei. Nach den Regenfällen der letzten Tage kann ich zum ersten Mal ausprobieren, wie es sich über Steine und Wurzeln schlittert. Ich schätze, ich werde in den nächsten Tagen noch mehr Gelegenheiten zum Üben bekommen.
Heil unten angekommen, folge ich dem Weg, unterquere eine Eisenbahnbrücke und laufe erneut ein paar Meter an einer Asphaltstraße entlang. Doch dann wird’s richtig schön: Offen, wiesig, ein einsamer Baum in der Landschaft. Mit einer Bank. Wenn das mal kein guter Ort für eine Pause ist.
Ich erreiche den Ort Lohmen, suche zum ersten Mal die sonst überaus idiotensicher platzierten Malerweg-Hinweisschilder und freue mich, als ich wieder durch Wald und Wiesen schlendern darf.
Der Uttewalder Grund macht richtig Spaß: Eine tiefe Schlucht, moosbewachsene Felsen, jede Menge Farne. Ich sauge die saubere Luft ein und freue mich, hier sein zu dürfen.
Am Uttewalder Felsentor darf ich unter drei Felsblöcken hindurchkriechen, die aussehen, als könnten sie jeden Moment nach unten rutschen. Der „Gasthof Waldidyll“ macht seinem Namen alle Ehre und liegt niedlich direkt am Wegesrand für hungrige und durstige Wanderer. Für heute habe ich jedoch genügend Proviant dabei und spaziere weiter.
Kurz darauf mache ich einen kleinen Umweg über die Teufelsschlüchte und fühle mich mal wieder wie auf einen Abenteuerspielplatz versetzt: Felsen zum Durchkriechen, Felsen zum Drüberklettern, die stockdüstere Heringshöhle. Wie gut, dass heutzutage Telefone mit einer praktischen Taschenlampe ausgestattet sind.
Der neue Rucksack ist nicht mehr ganz so sauber, ebensowenig wie Schuhe und Hose. Dafür ist die Stimmung fantastisch, als ich meinen Spielplatz verlasse und Wehlen ansteuere.
Noch kurz die Aussicht von der Burgruine auf den Ort und die Elbe genossen – und schon ist die erste Etappe abgeschlossen.
Schön!
Bin im Wandermodus.
Freue mich auf morgen … oder auch nicht. Es soll mächtig regnen.
Vorsorglich gibt es ein Eis und eine heiße Schokolade. Schön dick und puddingartig. Vorsorglich zur Motivation sozusagen.
Das mit dem Internet ist so eine Sache. Ich vermute, die nächsten Artikel werden etwas verspätet kommen.
Oah, ich will auch…!!! 😀 Das sieht alles so toll aus, dass ich voll Lust auf Wandern hab. Wie lang hast du denn pro Etappe gebraucht? Ich frag mal ganz vorsichtig, um herauszufinden, ob das vielleicht Mandy-tauglich ist… óÒ
Unbedingt! Kann ich uneingeschränkt empfehlen!
Die Etappenlängen variieren – zwischen 4 und 7 Stunden kannst du rechnen. Insgesamt aber gut für jeden schaffbar. Für mehr Genuss: Es gibt auch Anbieter, die dein Gepäck transportieren, dann wird es noch einfacher 🙂
Ich werde demnächst vermutlich noch detailliertere Angaben zu den Etappen veröffentlichen mit Daten und Fakten.
Wie geil ist das denn? Wer kommt denn schon auf den Gedanken alle Wegschilder zu fotografieren? Ist Dir eigentlich auch aufgefallen, dass die „Maierweg“-Schilder auf der anderen Elbseite kaum noch auftauchen? Da heißt der Weg wieder Malerweg 😉 Wie es uns Ende Oktober auf dem Malerweg ergangen ist, liest Du übrigens hier: https://happyhiker.de/malerweg-pirna-liebethal-stadt-wehlen/
Stimmt! Ich schätze, die andere Elbseite ist nicht ganz so beliebt für „Maierweg“-Wanderer. Toller Bericht auf deiner Website – im Oktober will ich dort auch unbedingt mal wandern!