Nass.
Das ist das Wort, das meinen bisherigen Malerweg am besten beschreibt. Und dem Wettermann würde ich gern mal meine Meinung sagen. Der Tag soll insgesamt freundlich sein, ab Nachmittag ein paar Schauer. Klingt doch recht vielversprechend!
Ab heute laufen wir zu zweit – ich kann sowohl Freud als auch Leid teilen. Heute ist Samstag und ich erwarte die Massen von Wanderern, die wir von früheren Kurzausflügen in die Sächsische Schweiz kennen. Um dem schlimmsten Ansturm aus dem Weg zu gehen, starten wir früh am Lichtenhainer Wasserfall und beginnen sofort den Aufstieg in Richtung Kuhstall.
Ich mag den Kuhstall: Sowohl das Felsentor von unten, als auch den Ausblick von oben. Bisher ist noch nicht viel los – die anderen Wanderer schlafen wohl noch.
Der Weg führt wieder hinunter ins Kirnitzschtal zur Neumannmühle, und auf der anderen Seite sofort wieder bergauf in Richtung Kleinsteinhöhle. Doch wir kommen nicht weit, bis uns ein kräftiger Regenguss zunächst unter einen Baum und dann in die Regenjacken zwingt. Das war so nicht gemeldet! Praktisch: Die Kleinsteinhöhle mit ihrer beeindruckenden Aussicht kann gleich als Unterstand genutzt werden.
Wir laufen mal wieder hinunter ins Kirnitzschtal (da waren wir heute doch schon zwei Mal!) und mal wieder bergauf. Diesmal ist der Anstieg extrem schweißtreibend: Die Luftfeuchtigkeit ist wahnsinnig hoch, ich fühle mich wie in einem Treibhaus. Der Schweiß läuft mir in die Augen, rinnt über die Wangen und tropft vom Kinn. Herrje … warum tun wir uns das an?
Ganz einfach: Weil wir uns schon wieder auf die nächste schöne Aussicht freuen, die garantiert schon an der nächsten Ecke auf uns wartet.
Am Großen Pohlshorn ist sie gefunden: Ein wunderschöner Blick auf die Wälder im Tal und die umliegenden Gipfel. Allerdings kommt eine monstermäßige Gewitterwolke mit gewaltigem Tempo auf uns zu. Na das kann ja heiter werden!
Wird es auch!
Es blitzt und donnert – und schüttet. Unglaublich dicke Tropfen prasseln auf uns ein, während wir uns langsam hinunter ins Tal bewegen. Wie war das noch mal im Wald bei Gewittern? Müssen wir Weiden meiden und Buchen suchen? Normalerweise treibe ich mich bei einem solchen Unwetter nicht gerade draußen herum!
Wir retten uns zum Gasthof Zeughaus und ergattern einen der begehrten Plätze unter den Sonnenschirmen. Von der bemerkenswert hochwertigen Karte wählen wir den Rhabarber-Stachelbeer-Kuchen und heiße Schokolade. Die können wir auch gut brauchen: Der Regen vorhin war nur der Anfang. Einen solchen Platzregen habe ich schon lang nicht mehr erlebt. Über uns knallt und grollt der Donner und immer wieder zucken Blitze.
Ich würde dann jetzt auch gern ein Taxi zum Etappenziel nach Schmilka nehmen.
Aber nichts da – es geht weiter. Und zwar zum höchsten Punkt des gesamten Malerweges – dem Großen Winterberg.
Es geht lang und steil bergauf. Ich wünschte, mir würde jemand ein Handtuch reichen – gern auch etwas trockene Kleidung. Es regnet beständig und hört erst kurz vor dem Gipfel wieder auf. Auch hier statten wir dem Gasthaus einen Besuch ab, in dem sich auch andere durchnässte Wandersleute eingefunden haben.
Der Abstieg nach Schmilka beginnt flach und führt an der Kipphornaussicht vorbei -–einer der für mich schönsten Aussichten in der Sächsischen Schweiz.
Wenn da nur die nächste Gewitterwolke nicht wäre. Unheilverkündend grollt der Donner.
Der Weg führt steil über unzählige Stufen nach unten, der Regen wird stärker. Das sind keine kleinen Schauer -–das ist massiver Dauerregen! Ich gebe zu: Ich bin ein Regen-Wander-Weichei. Das Gefühl von kalten und nassen Lappen auf meinem Körper ist wenig erbaulich.
Der Tag war anstrengend: Das GPS-Gerät vermeldet 23 Kilometer, über 1.000 Höhenmeter – und dann war da ja noch der Regen. Aber ist es nicht ein herrliches Gefühl, am Abend geschafft und trocken im Bett zu liegen?
Ich freu mich auf morgen: Zum ersten Mal werde ich auf der anderen Seite der Elbe wandern.
[…] hiking-navigator.com – Blogger-Bericht von Andrea Windolph, 2016 […]